Vorerst wünsche ich allen einen wunderschönen ersten Adventsonntag. Weihnachtsstimmung kommt hier nicht auf, obwohl es im Speisesaal der Lodge einen Plastikchristbaum mit blinkender Lichterkette gab. Ich bin schon so gespannt, auf die Weihnachtsbeleuchtung zu Hause. Im Speisesaal nahmen wir auch um 7:00 Uhr unser Frühstück vom Buffet ein, während der Vogelstrauß beim Fenster hereinguckte sich fragte, ob die große Schüssel Eierspeise wohl von einem ihrer Eier gemacht worden war.
Pünktlich um 8:oo Uhr startete unser Kutscher Gert den Bus. Kurz nach der ersten Kreuzung hielt er den Bus plötzlich an. Ein Kofferraumdeckel hatte sich geöffnet und einige Koffer lagen auf der Straße und im Graben verteilt. Immer schon hatte ich mir bei Busreisen so etwas gedacht, dass es aber tatsächlich möglich sein könnte, hätten sich weder Gert noch Gaby noch ich jemals gedacht. Schnell wurden sie wieder eingesammelt und verstaut.
Natürlich fiel Gaby noch immer etwas ein, was sie uns noch über Land und Leute erzählen konnte. Interessant war auf jeden Fall, wie die Straße aufgebaut war. Auf beiden Seiten gab ein einen breiten freien Streifen bis zu den Zäunen der Farmen. Dieser Streifen muss von den jeweiligen Farmern betreut werden; dass heißt, dass er frei von Bäumen und Gestrüpp gehalten werden muss. Gras kann wachsen, muss aber niedrig gehalten werden, damit man die Warzenschweine sehen kann. So entsteht eine natürliche Brandschneise, wo gehofft wird, dass die Flammen nicht überspringen können.

9 Brandschutz
Nachtfahrten sollten wegen der vielen Kudus, die von den Scheinwerfern magisch angezogen werden, vermieden werden. Der Streifen ist tagsüber so breit, dass man abbremsen kann, bis sie auf die Straße gelangen. Für Einsatzfahrzeuge, die auch während der Nacht fahren müssen, bietet der Streifen auch ein wenig Schutz. Wenn eine Dürrezeit wie jetzt herrscht, dann dürfen die Tiere unter Aufsicht auch auf diesem Streifen grasen.
In dem kleinen Ort Otjiwarongo machten wir bei einer Tankstelle hat. Ich deckte mich nochmals mit einem kleinen Säckchen gesalzener Erdnüsse ein. Bei den vielen Litern, die wir rausgeschwitzt hatten, mussten wir ab und zu etwas Salz zuführen. Sonst gab es hier nicht viel zu sehen. Der Ort war hauptsächlich ein Marktplatz für Viehversteigerungen. Heute war ja wieder Sonntag und das hauptsächlich katholische Namibia geht zum Sonntagsgottesdienst. Einige der Frauen, die wir an der Tankstelle trafen, waren mit eleganten Kleidern und Highheals bekleidet.
Wir befanden uns im Herero Land. Dieser schwarze Stamm macht 44 % der Bevölkerung aus. Sie sind hervorragende Landwirte und besitzen in diesem Gebiet große Farmen mit dem besten Weideland. Als die Deutschen 1892 nach Otjiwarongo kamen, ließen sie weite Teile des Landes roden. Sie erlegten alle Elefanten und Nashörner, die die Felder schwer beschädigten. Dann wuchsen jedoch die Büsche so hoch, dass kein Gras mehr darunter wachsen konnte. Die Elefanten trampelten früher diese Büsche nieder und die Weiden blieben erhalten. In der Herero-Sprache bedeutet Otjiwarongo nämlich „Platz der fetten Kühe“.

39 Gerodete Flächen
Die Herero sind als hervorragende Rinderzüchter bekannt. So investieren sie viel Geld darin, die Weiden freizuhalten, indem sie Studenten damit beauftragen schädliche Büsche auszureißen und Bäume mit ihren Wurzeln auszubrennen. Die stärkeren Äste werden dann an Ort und Stelle verkohlt und die Holzkohle dann als Grillkohle nach Europa exportiert. Die Deutschen und die Engländer haben ihre Kuhrassen nach Namibia importiert. Der Herero hat dann die Jersey Kuh, die viel Milch liefert, mit der Bramanen Kuh, die viel Fleisch liefert und das heiße Klima und die Schlangenbisse besser verträgt, gekreuzt. Das soll jetzt die ideale Kuhrasse sein.

50 Frisch gepflügte Äcker
Wir fuhren durch das Okahandja Tal, das eines der fruchtbarsten Täler rund um Windhuk ist. Das Tal wurde durch einen Gletscher geschaffen. In der Gegend gibt es auch einige Dämme und Quellen und von hier aus, wird die Hauptstadt Windhuk teilweise mit Wasser versorgt. Da in der Großstadt Wassermangel herrscht, wird zurzeit eine dritte Wasserentsalzungsanlage in Swakopmund gebaut. Es ist daran gedacht, dieses Wasser über eine 1.600 km lange Leitung nach Windhuk zu liefern. Wie viel dieses Wasser allerdings dann kosten wird, weiß noch niemand.
Unsere Mittagspause machten wir in einem Cofe Shop in Okahandja. Eis und Kuchen waren bei dieser Hitze die Favoriten. Gegenüber der Tankstelle gab es einen recht großen Markt, auf dem die Hereros viele ihrer Schnitzereien verkauften. Allerdings waren die Händler sehr lästig.
Heute befuhren wir seit langem wieder durchgehend eine Teerstraße. Das letzte Stück vor Windhuk ist sogar zu einer neuen Autobahn ausgebaut worden. Gaby wusste noch immer Geschichten über ihre Familie zu erzählen, die anscheinend mit der Gründung des 30 Jahre jungen Staates und mit der Swapo eng verbunden waren. Dann hatten wir auch schon den Vorort Katutura erreicht, was so viel bedeutet wie „der Platz an dem du nicht wohnen willst“.
Bald schon wussten wir auch warum. Die meisten Leute in dieser Gegend wohnen in Wellblechhütten ohne sanitäre Anlagen. Im Sommer wird die Hitze in diesen Behausungen unerträglich und der Geruch breitete sich auch im Bus aus.

87 Der Platz an dem du nicht wohnen möchtest
Je weiter man in die Stadt hineinkam, desto besser wurden die Häuser. Nur wer ein schönes Haus besitzt, muss es auch mit einer hohen Mauer mit Stacheldraht schützen. Vor jedem Geschäft steht auch mindestens ein Sicherheitsbeamter. Windhuk wird als Stadt der Winde bezeichnet und liegt im zentralen Teil des Binnenhochlandes auf einer durchschnittlichen Seehöhe von 1.700 m umgeben von einer bis zu 2.000 m hohen Bergkette. Die Hauptstadt des Landes hat etwa 400.000 Einwohner. Die genaue Zahl kann nicht festgestellt werden, da es kein Einwohnermeldewesen gibt, wie bei uns.
Gerade als wir die Stadtgrenze erreicht hatten, fing unser Busfahrer Gert zu Jubeln an. Eine schwarze Wand tat sich vor uns auf und es begann zu regnen. Gaby sagte uns, dass wenn er nicht gerade fahren würde, er einen Regentanz aufführen würde. Erster Halt war der alte Bahnhof, der noch aus der Zeit der Deutschen stammt.

116 Bahnhof Windhuk
Es gab eine kurze Orientierungsfahrt in Windhuk. Immer wieder sah man Gebäude, die von den Deutschen errichtet worden waren. Unser nächster Halt war bei der deutschen evangelischen Kirche. Dahinter wurde ein neues, modernes Gebäude errichtet, das von den Einwohnern Cofepot genannt wird. Vom Obergeschoß aus sollte man laut Gaby einen schönen Blick auf die Stadt haben. Wir fuhren mit dem Lift hinauf, gingen auf die Terrasse aber nur um vom Kellner vertrieben zu werden. Fotos machen dürften wir nur, wenn wir etwas trinken.

144 Deutsche evangelische Kirche Windhuk
Neben dieser Kirche eingebettet in einem wunderschönen Park liegt der Präsidenten Palast. Laut Gaby wird der alte Präsident auch der neue werden. Die Meinungen über den Ausgang der Wahlen sind sehr unterschiedlich. Wir könnten den weiteren Werdegang des Landes von zu Hause aus beobachten, meinte Gaby.

141 Präsidenten Palast Windhuk
Gegen 15:00 Uhr trafen wir im Hotel ein. Auch dieses Hotel ist sehr schön. Der Pool liegt in einem kleinen Park. Gaby hat für die gesamte Gruppe einen Tisch im Speisesaal bestellt. Immerhin ist heute unser letzter gemeinsamer Abend. Wir würden morgen nach Zimbawe weiterreisen und die anderen notgedrungen noch eine Nacht in Windhuk verbringen. Wir ebenfalls freuen uns darauf, was uns in Victoria Falls erwartet.